Wer nutzt eigentlich noch MD05 und MD06? – SAP Technology & Security

SAP-Workload-Auswertung für die Umstellung der Compatibility Packs

Wenn ein Modul-Betreuer vor einer Umstellung im Rahmen der SAP Compatibility Packs steht, kommt fast immer dieselbe Frage:

„Wer nutzt die alten Transaktionen wie MD05 und MD06 überhaupt noch – und aus welchem Werk kommen diese User?“

Bevor Ihr etwas Produktives abschaltet oder auf neue Fiori-Apps / MRP-Lösungen umstellt, braucht Ihr belastbare Fakten. Die gute Nachricht: Das lässt sich mit Bordmitteln über den Workload Monitor (ST03N) herausfinden – ohne Z-Programme und ohne Datenbank-Detektivarbeit.

In diesem Beitrag zeige ich Schritt für Schritt, wie Ihr im letzten Monat die Nutzung der Transaktionen MD05 und MD06 auswertet und welche User dahinterstehen.

Warum ST03N der pragmatischste Weg ist

Die Transaktion ST03N sammelt standardmäßig Last- und Nutzungsdaten auf Eurem SAP-System. Dazu gehören u. a.:

Welche Transaktionen wurden ausgeführt?
Wie oft?
Von welchen Benutzern?
In welchem Zeitraum?

Damit ist ST03N das ideale Tool, um schnell zu prüfen, ob klassische Transaktionen wie MD05 (MRP-Liste) und MD06 (MRP-Liste – Selektion) noch im produktiven Einsatz sind – und von wem.

Wichtig: ST03N zeigt die User, nicht direkt das Werk. Die Zuordnung zum Werk läuft meist über:

Rollen und Berechtigungen (werkspezifische Rollen),

Benutzerparameter (z. B. Parameter WRK in SU01),

oder organisatorische Zuordnung in Eurem Berechtigungskonzept.

Schritt 1: Workload Monitor starten

Öffne in deinem SAP-System die Transaktion
👉 ST03N (oder alternativ ST03).
Stelle sicher, dass Du im Expertenmodus bist
- In vielen Systemen ist das bereits Standard.
- Falls nicht: oben rechts oder im Menü auf Expert Mode umstellen.

Links siehst Du jetzt den Navigationsbaum mit „Lastbaum“ (Workload).

Schritt 2: Zeitraum und Instanz auswählen

Jetzt entscheidest Du, welche Systemlast Du auswerten möchtest.

Im linken Baum:
- Navigiere zu Total
  (oder wähle eine spezifische Instanz, wenn Du nur einen Server betrachten willst – für eine Gesamtübersicht ist „Total“ besser).
Klappe Total auf.
Suche den Bereich Month (Monat) und klappe ihn auf.
Doppelklicke auf den gewünschten Monat, z. B.
- 10/2023 oder 10/2025 – je nachdem, welchen „letzten Monat“ Du auswerten willst.

Jetzt ist der Zeitraum gesetzt: Alle Auswertungen beziehen sich nun genau auf diesen Monat.

Schritt 3: Transaktionsprofil öffnen

Um die Nutzung von MD05 und MD06 zu prüfen, wechseln wir in das Transaktionsprofil.

Im gleichen Baum (unten unter Analyseviews) findest Du den Ordner
👉 Transaktionsprofil (Transaction Profile).
Klappe den Ordner auf.
Doppelklicke auf Standard.

Im rechten Hauptfenster siehst Du nun eine Liste aller Transaktionen, die im ausgewählten Monat ausgeführt wurden – inklusive Anzahl Schritte, Antwortzeiten etc.

Schritt 4: Transaktionen MD05 und MD06 finden

Jetzt filtern wir gezielt nach den MRP-Transaktionen.

Setze den Cursor in die Liste im rechten Fenster.
Drücke Strg + F (Suchen).
Gib MD05 ein und bestätige.

Du landest auf der Zeile für MD05. Hier siehst Du z. B.:

Anzahl der Schritte (wie oft genutzt),
Durchschnittliche Antwortzeit,
weitere Performance-Indikatoren.

Dasselbe machst Du anschließend für MD06:

Nochmals Strg + F.
MD06 eingeben.
Treffer kontrollieren.

Damit weißt Du:

Ob MD05/MD06 im letzten Monat überhaupt genutzt wurden.
Wie intensiv die Nutzung ist (z. B. sporadisch vs. massiv).

Schritt 5: Drill-down auf Benutzer – wer nutzt MD05/MD06?

Jetzt kommt der entscheidende Schritt: Wer steckt hinter der Nutzung?

Markiere die Zeile mit MD05 (einfacher Klick).
Doppelklicke auf die Transaktion MD05.

Es öffnet sich ein Popup-Fenster, z. B. mit dem Titel
👉 „Aufschlüsselung der Transaktion“.

In diesem Fenster suchst Du nach einem Reiter oder Button, der etwa so heißt wie:

Benutzer
User
User Breakdown
o. ä.

Wenn Dein System die Daten entsprechend aufgeschlüsselt hat, siehst Du hier:

eine Liste von SAP-Benutzern,
die Anzahl der Ausführungen pro User,
ggf. weitere Kennzahlen.

Ziel erreicht:
Jetzt weißt Du, welche User im gewählten Monat MD05 genutzt haben.

Wiederhole denselben Drill-down für MD06:

Zurück ins Transaktionsprofil.
MD06 suchen.
Zeile markieren, doppelklicken.
Reiter Benutzer/User öffnen.

Damit hast Du eine vollständige Übersicht:

Wer nutzt MD05?
Wer nutzt MD06?
Wie intensiv?

Schritt 6: Von User zum Werk – wie kommst Du an die Werke?

ST03N liefert Dir auf Knopfdruck die User-Liste, aber nicht direkt das Werk. Die Frage „aus welchem Werk“ wird meist so gelöst:

Berechtigungsrollen auswerten
- In vielen Unternehmen sind Werke in Rollen modelliert (z. B. rollenbezogene Berechtigung auf bestimmte Werke in MM/PP).
- Über SU01 / PFCG kannst Du prüfen, zu welchen Bereichen ein User gehört.
Benutzerparameter prüfen
- In SU01 (Benutzerpflege) siehst Du oft unter Parameter, ob ein Standardwerk über den Parameter WRK hinterlegt ist.
- Das ist kein hartes Sicherheitsmerkmal, aber ein guter Hinweis für das „Heimatwerk“ des Users.
Organisations- & Berechtigungskonzept
- Oft gibt es eine klare Zuordnung „Usergruppe ↔ Werk / Standort“.
- Diese Zuordnung ist dann eher ein Thema für den Modul-Betreuer und die Berechtigungs-Admins.

Praxis-Tipp:
Zieh Dir die User-Liste aus ST03N z. B. in Excel (Export) und ergänze dort über eine zweite Liste (z. B. aus SU01/AD oder HR-System) die Werkszuordnung. So hast Du am Ende eine saubere Matrix:
Werk – User – genutzte Transaktion (MD05/MD06) – Nutzungshäufigkeit.

Was tun, wenn keine Benutzer angezeigt werden?

Es kann vorkommen, dass im Drill-down keine einzelnen Benutzer angezeigt werden. Gründe dafür:

Die Workload-Daten sind zu stark aggregiert.
Das System hat nur zusammengefasste Statistiken gespeichert.
Die Aufbewahrungszeit für Detaildaten ist abgelaufen.

In diesem Fall hast Du zwei Optionen:

Alternative innerhalb von ST03N / ST03
- Im Hauptmenü zu
  👉 „Benutzer- und Abrechnungsinformationen“ → „Benutzerprofil“
  wechseln.
- Dort kannst Du pro Benutzer die genutzten Transaktionen prüfen – allerdings User für User, also deutlich aufwendiger.
Langfristig: Feineres Customizing der Statistiken
- Mit dem Basis-Team klären, ob die Aggregation reduziert und die Aufbewahrungsdauer für Detaildaten verlängert werden soll.
- Das hilft für alle zukünftigen Analysen – gerade wichtig, wenn Ihr noch mehrere Umstellungen im Rahmen der SAP Compatibility Packs plant.

Bezug zur SAP Compatibility Pack-Umstellung

Warum dieser Aufwand?

Viele klassische Transaktionen (darunter auch MD05/MD06) sind im Rahmen der SAP S/4HANA Compatibility Packs nur noch zeitlich begrenzt nutzbar.
Bevor Ihr:
- User umschult,
- Berechtigungen ändert oder
- Transaktionen technisch sperrt,
solltet Ihr wissen:
- Wer tatsächlich betroffen ist,
- aus welchen Werken der Bedarf kommt,
- und ob es kritische Prozesse gibt, die noch auf den alten MRP-Listen hängen.

Mit der ST03N-Auswertung könnt Ihr:

gezielte Kommunikation an die betroffenen Werke und User aufsetzen,
Schulung & Change Management fokussiert planen,
und Eure Migration auf neue MRP- und Fiori-Lösungen pragmatisch priorisieren.

Fazit

Mit wenigen Klicks in ST03N kannst Du:

die Nutzung von MD05 und MD06 im letzten Monat sichtbar machen,
die dahinterstehenden User identifizieren,
und über Rollen/Parameter die Brücke zu den Werken schlagen.

Gerade in der heißen Phase vor einer Compatibility Pack-Umstellung ist das Gold wert: Du triffst Entscheidungen nicht „aus dem Bauch heraus“, sondern auf Basis harter Nutzungsdaten – und kannst Deine Fachbereiche mit klaren Fakten abholen.

Wenn Du magst, kann ich Dir im nächsten Schritt helfen, aus den ST03N-Daten ein kleines Auswertungsschema (z. B. Excel-Template) zu bauen, mit dem Du Werke, User und Transaktionsnutzung sauber strukturierst.